Erinnerungen Aus Nikolausdorf – Wehen in der Mondlande-Nacht

Reiner Kramer

Dreharbeiten in Nikolausdorf: Heike Bruns (vorne links) und Anna Niegisch wurden interviewt.

Die Region spielte eine Rolle bei der Entwicklung der Raketentechnik. Neun Zeitzeugen erinnern sich. Bei Familie Niegisch war es nicht nur das Ereignis im Fernsehen, was die Nacht unvergesslich machte und sind in einer NDR–Doku zu sehen.

Nikolausdorf „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.“ Ein Satz für die Ewigkeit, gesprochen von Astronaut Neil Armstrong, als er am 21. Juli 1969 um 3 Uhr, 56 Minuten und 20 Sekunden Mitteleuropäischer Zeit seinen Fuß auf dem Mond setzte – genauer ins „Meer der Ruhe“.

Wie weltweit geschätzt rund 500 Millionen Zuschauer verfolgten Anna und Bernd Niegisch aus Nikolausdorf im Landkreis Cloppenburg die Mondlandung, die sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt, ganz genau. Denn während auf dem Mond die Astronauten Geschichte schrieben, setzten bei Anna Niegisch die Wehen ein. Als Neil Armstrong den Fuß auf den Boden setzte, setzte sich Bernd Niegisch auf sein Fahrrad, um die Hebamme zu alarmieren. Am nächsten Morgen gegen 6 Uhr erblickte Heike Niegisch, heute Bruns, das Licht der Welt im Friesoyther St.-Marien-Krankenhaus.

Wie der Norden die Mondlandung erlebte, hat der NDR zum Inhalt einer Dokumentation in der Reihe „Unsere Geschichte“ gemacht, die am Mittwochabend mit dem Titel „Als der Norden im Mondfieber war – Apollo 11“ lief.

Die Filmemacher Hermann Pölking-Eiken, der aus dem Kreis Vechta stammt, und Christiane Schwarz drehten dafür Anfang Februar auch im Oldenburger Münsterland, in Bakum im Kreis Vechta bei Franz-Josef Göttke, der 1969 beim Bundesgrenzschutz arbeitete, und bei Anna und Bernd Niegisch in Nikolausdorf.

Die Mondlandung habe sie schon sehr interessiert, berichtet Anna Niegisch. Als die Wehen kamen, habe sie gedacht: „Besser wach bleiben und beides verbinden – Fernsehen und die Wehen im Blick haben.“ Genau erinnert sie sich noch an die Worte: „The Eagle has landed“ – die Landefähre „Eagle“ ist auf dem Mond gelandet. Ans Zubettgehen dachte das Paar, das mittlerweile seit 56 Jahren verheiratet ist, nicht.

Neun Zeitzeugen erzählen im Film von ihren Erinnerungen an jene Sommernacht. Sie holen ihre persönlichen und fotografischen Erinnerungen hervor. Wo sie sich aufgehalten hatten, wissen sie noch heute ganz genau.

Ohne norddeutsche Wissenschaftler und Techniker wäre diese Reise zum Mond gar nicht möglich gewesen. Die ersten Raketen-Tests hatten schon ab 1929 in Norddeutschland stattgefunden, unter anderem auf der Insel Wangerooge, auf der Reinhold Tiling Raketentests startete. Er war einer der frühesten Raketenpioniere überhaupt. Nach Tiling ist auch ein Krater auf dem Mond benannt.

An die Mondlandung erinnert sich in der Dokumentation auch Astronaut Thomas Reiter (Rastede), zum Zeitpunkt der Mondlandung gerade elf Jahre alt, bei dem damals das Mondfieber ausbrach. Beim Nachbarn, der schon damals einen Farbfernseher hatte, verfolgte er die Mondlandung.

„Die Mondlandung ist zwar wichtig, auch historisch ein ganz ganz wichtiger Tag. Aber das Kind war wichtiger für mich“, sagt Anna Niegisch. Jedes Jahr am 21. Juli ruft sie Tochter Heike an und erinnert an die Mondlandung – „egal, ob ich vorher feiern war, um 9.20 Uhr klingelt das Telefon“, sagt diese mit einem Lachen.
Sehen Sie die Dokumentation unter   www.ndr.de/mediathek 

https://www.nwzonline.de/garrel/nikolausdorf-erinnerungen-aus-nikolausdorf-wehen-in-der-mondlande-nacht_a_50,4,1338060522.html

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