Er wäre gerne geblieben. Doch Anfang Oktober wird Pfarrer Paul Horst die Kirchengemeinde St. Johannes Baptist in Garrel verlassen müssen. Wohin es geht, ist noch ungewiss.
19.04.2023, 11:42 Uhr
Wird Garrel verlassen: Pfarrer Paul Horst. Reiner Kramer
Garrel – Der Bitte auf Emeritierung ist der Bischof Felix Genn bereits nachgekommen. Am Sonntag, 8. Oktober, wechselt Pfarrer Paul Horst in den Ruhestand, formal erhält er den Status eines „parochus emeritus“. Und damit wird der Pfarrer auch die Kirchengemeinde St. Johannes Baptist in Garrel verlassen.
„Ich wäre gerne geblieben, kann aber versöhnt mit der Entscheidung leben“, sagte der 74-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Wo er seinen Altersruhesitz beziehen wird, ist derzeit noch unklar. Klarheit erwartet er in Kürze. Froh ist der Pfarrer, der 2004 nach Garrel kam, dass Pater Thomas bis 2025 in Garrel bleiben wird, um so einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
Denn dass es einen Nachfolger für ihn in Garrel geben wird, davon geht Pfarrer Paul Horst fest aus, wenngleich die Situation mit vakanten Stellen in Barßel, Dinklage oder Lindern nicht eben leicht ist. Seinem Weggang kann er auf der anderen Seite auf Positives abgewinnen: „Man hat so seinen eigenen Stil und spricht damit vielleicht nicht jeden an.“ Ein neuer Pfarrer erreiche vielleicht andere Menschen.
Herausforderungen
So schwer ihm sein Abschied aus Garrel fällt, so herausfordernd war der Beginn. Denn als er 2004 von Bösel nach Garrel kam, hatte er mit der Fusion der Kirchengemeinden in der Gemeinde Garrel gleich ein Mammutprojekt zu stemmen. „Es gab ja keine Erfahrungen mit solch einem Schritt“, blickt der Pfarrer zurück.
Die Idee nach strikterer Zentralisierung in Garrel wurde schnell verworfen, wollte man den großen Unterschieden doch Rechnung tragen.
Umbau und Renovierung der Kirche in Beverbruch, Neubau des Pfarrheims in Nikolausdorf und Sanierung der Kirche, Diskussion um die Kirche in Garrel mit Neubau des Pfarrzentrums und Sanierung – „trotz vieler Diskussionen ist alles in guter Einmütigkeit und Absprache auch mit dem Offizialat verlaufen“, sagt Pfarrer Paul Horst. Die seinerzeit diskutierte Neugestaltung des Kirchenraums mit der Integration der Bücherei habe er „spannend“ gefunden, letztlich wurde die Idee aus Kostengründen aber beerdigt. Nun ist er froh, dass es mit dem Neubau des Johanneshauses vorangeht. „Die Baugenehmigung ist da.“ Die Einweihung des Neubaus wird er in seiner Funktion als leitender Pfarrer allerdings wohl nicht mehr erleben.
Erlebt hat er viele Momente, die ihm in Erinnerung bleiben: Die „wunderbare“ Jugendwoche, musikalische Veranstaltungen mit dem Kolping-Gesangsteam, dem Musikverein oder den Dresdner Chorknaben. Der Kreuzweg von Marion Tapken habe eine „tolle Resonanz“ erfahren. „Was aber vor allem bewegt, ist, wie viele Menschen die Kirche alleine besuchen.“ Das „wichtigste Buch“ in der Kirche sei das beim Marienaltar in der Kirche, in das die Gläubigen ihre Gedanken, Sorgen, Wünsche eintragen.
„Zu Wort melden“
Dass die Menschen bei der – notwendigen – Diskussion um Pastorale Räume aus dem Blick gerieten – diese Sorge treibt den Pfarrer ebenfalls um. Die Garreler Kirchengemeinde sieht er für diesen Strukturwandel „gut aufgestellt“ und hat dabei auch karitative Dienste wie die Lebensmittelausgabe (Carla), die Schuldnerberatung, die Besuchsdienste, die Mutter-Kind-Gruppen oder die Pfarrheime im Blick, in denen „das ganze Leben“ spielt. Viele engagierte Menschen hätten dazu beigetragen, dass er die Arbeit nie als Last empfunden habe.
„Ich hätte diesen Weg immer wieder gewählt“, sagt der Pfarrer mit Überzeugung, wenngleich ihn Entwicklungen in der Kirche „traurig“ stimmten, manchmal „sprachlos“ machten.
Hoffnungen setzt der Pfarrer auf den „Synodalen Weg“. „Ich glaube, es ist der Beginn eines Weges.“ Ein Weiter-So dürfe es nicht geben. Einmischen, zu Wort melden – das wünscht sich Paul Horst von seiner Kirche.
Künstliche Intelligenz, die Schöpfung oder assistierter Suizid – Themen gebe es genügend.
Quelle: https://www.nwzonline.de/cloppenburg-kreis/pfarrer-paul-horst-verlaesst-im-oktober-garrel-fast-20-jahre-in-st-johannes-baptist_a_4,0,451495609.html