Nach 100 Jahren Proben im Gasthof „Zur Post“ – Wenn in Nikolausdorf eine Ära zu Ende geht

Hubert Looschen

Nach der letzten Probe bedankten sich Liedervater Peter Fleming (rechts) und Schriftführer Hubert Weddehage (links) bei Marianne (von links), Heiner und Roswitha Fleming.

Der Männergesangverein musste sich erstmals in seiner 100-jährigen Geschichten nun ein neues Probedomizil suchen. Die Inhaber des Gasthof „Zur Post“ haben jetzt das letzte Mal den Schlüssel umgedreht.

Nikolausdorf Der Männergesangverein Nikolausdorf hat ein Stück seiner Heimat verloren: Seit der Gründung im Jahr 1921 war immer der Gasthof „Zur Post“, vielen besser bekannt als Gaststätte Fleming, das Lokal, in dem dienstags geprobt wurde. Damit ist jetzt nach 100 Jahren Schluss, denn die Inhaber Roswitha und Heiner Fleming haben den Schlüssel letztmals umgedreht. Die Gaststätte mit dem Saalbetrieb ist geschlossen. Die Gastwirtschaft wurde im Jahr 1906 von Clemens Fleming und seiner Frau Maria gebaut. Das Ehepaar kam von Düenkamp (Gemeinde Löningen) nach Nikolausdorf, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen. Es wurde eine Landwirtschaft betrieben und eine Gaststätte eröffnet, aus der später die Gaststätte „Zur Post“ wurde – weil in den Räumen des Hauses Fleming eine Poststelle untergebracht war. Als sich 1921 Männer aus Nikolausdorf und Beverbruch erstmals zum Singen trafen, war die Gastwirtschaft Fleming das Probenlokal.

Saal lädt ein

Von seiner Mutter Frieda übernahm der Sohn Günther 1966 den Betrieb, ein Saal wurde gebaut. Damit hatte auch der MGV eine Möglichkeit, sich nicht nur zur Probe, sondern auch zum Feiern zu treffen. Das alljährliche Winterfest und das Kohlessen waren herausragende Ereignisse. Neben dem Männergesangverein wurde auch der Frauenchor gegründet. Gemeinsam wurde in Gottesdiensten gesungen, Konzerte gestaltet und auch gemeinsam bei Flemings gefeiert.

Günter Fleming und sein Frau Marianne haben die Gastwirtschaft bis 1998 geführt. Günther gehörte dem MGV an, seine Frau Marianne war viele Jahre Liedermutter des Frauenchores. Seit 1998 leiteten Roswitha und Heiner Fleming des Lokal, das jetzt geschlossen wurde. Damit verliert Nikolausdorf seine letzte Gastwirtschaft. Einen neuen Probenraum für die beiden Chöre gibt es jetzt im Pfarrheim.

„Die Sänger haben sich über Generationen im Vereinslokal ’Zur Post’ wohl gefühlt“, sagte Vorsitzender Peter Fleming bei der letzten Probe, die als Abschiedsfest gefeiert wurde. Für Marianne, Roswitha und Heiner Fleming gab es Dankesworte und ein Präsent. Nicht nur die Proben wurden während Corona eingestellt. Zu Beginn des Jahres 2021 entschied sich das Gastwirtehepaar, den Schlüssel zum letzten Mal umzudrehen.

Gesellige Abende

Pünktlich um 20 Uhr begannen die Männer immer mit ihrer Proben, die bis 22 Uhr dauerten und nur für eine Pause unterbrochen wurde. Nach der Probe saß man dann noch zusammen. Auch dabei wurde natürlich auf die Zugehörigkeit der Stimmen geachtet. Vier Tische waren Pflicht – für den ersten und zweiten Bass, den ersten und zweiten Tenor. „Nun müssen wir Sänger Abschied nehmen von vielen liebgewonnenen Gewohnheiten“, sagte Peter Fleming. Darum traf man sich zu einer letzten kleinen Feier. „Danke für die schöne Zeit, die wir hier verbringen durften“, schloss Liedervater Peter Fleming das letzte Treffen im Lokal „Zur Post“.

Quelle: https://www.nwzonline.de/plus-cloppenburg-kreis/nikolausdorf-nach-100-jahren-proben-im-gasthof-zur-post-wenn-in-nikolausdorf-eine-aera-zu-ende-geht_a_51,2,3953037010.html

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