Reiner Kramer
Den Gottesdienst zum Jubiläum hielten Bischof Heinrich Timmerevers und Pfarrer Paul Horst. Die Geschichte Nikolausdorfes begann 1901.
Nikolausdorf „Wenn diese Mauern sprechen könnten…“ Sie könnten von Glücksmomenten und Zeiten tiefer Trauer gleichermaßen berichten. Für einen weiteren Glücksmoment in der 100-jährigen Geschichte der Mauern der Herz-Jesu-Kirche in Nikolausdorf sorgte am Sonntag das Pfarrfest, das aus Anlass des Jubiläums begangen wurde – wenngleich in abgespeckter Version. Den Gottesdienst hielt Bischof Heinrich Timmerevers gemeinsam mit Pfarrer Paul Horst auf dem Rasen hinter der Kirche unter freiem Himmel bei strahlendem Sonnenschein.
Auf Gottes Kraft vertraut
Der Bischof von Dresden-Meißen, der in Nikolausdorf aufgewachsen ist und zum Patronats-Gottesdienst das Primizgewand angelegt hatte, das ihm die Nikolausdorfer zur Priesterweihe geschenkt hatten, blickte in die Geschichte und sagte, die Erbauer hätten „auf Gottes Kraft vertraut“. Als im Jahr 1901 die ersten Bauernsöhne in Nikolausdorf siedelten, hatten sie nichts in Händen außer „ihrer Arbeitskraft und ihrer Vision, an dieser Stelle ihre Heimat zu bauen“, sagte der Geistliche. 100 Jahre später „dürfen wir staunend feststellen, was aus den Anfängen geworden ist“.
Der „mutige“ Entschluss, eine eigene Kapelle – zumal aus Backsteinen – zu bauen, wurde schon nach wenigen Jahren gefasst. Der Erste Weltkrieg allerdings sorgte dafür, dass die Pläne zunächst auf Eis gelegt werden mussten. Der Kapellenbau-Verein ließ sich davon ebenso wenig entmutigen wie von der Tatsache, dass das Offizialat in Vechta die Erlaubnis zum Bau einer Kapelle versagte. Hinter der Tatsache, dass die Nikolausdorfer ihre Kapelle trotzdem errichtet haben, sah Timmerevers „nicht nur Dickköpfigkeit“, sondern auch eine „tiefe Sehnsucht“ – nämlich „die Kirche bei sich zu haben“, wie es überliefert ist.
Nostalgie sei dennoch nicht angesagt, blickte der Bischof in die Gegenwart und fragte, ob die Menschen die Kirche noch immer „bei sich haben“ wollten. Die Frage sei: „Haben wir eine Relevanz für das Leben der Menschen?“
Kreuz auf Vulkangestein
Für ein weiteres Kapitel in der nächsten noch zu schreibenden Chronik – die jetzt erschienene ist im Pfarrbüro in Nikolausdorf erhältlich – sorgte der Bischof durch sein Geschenk: Er überreichte einen Stein mit einem Bischofskreuz darauf – eine Berührungsreliquie, wie der Geistliche erläuterte. Denn er hatte das Kreuz von Erzbischof Dr. Emery Kabongo erhalten, dem früheren Sekretär vom heiligen Papst Johannes Paul II. Diesem war das Kreuz vom Papst geschenkt worden.
Das Kreuz ist auf „Rochlitzer Porphyr“ aufgebracht, ein vulkanisches Gestein aus der Mitte Sachsens aus einem Steinbruch, der 290 Millionen Jahre alt sei, so Timmerevers. Bürgermeister Thomas Höffmann, der die Glückwünsche von Rat und Verwaltung überbrachte, lobte den Elan, mit dem sich die Nikolausdorfer für den Bau eingesetzt hätten in einer Zeit, die von Armut geprägt war, aber auch von Zusammenhalt. Die Kirche sei ein Kulturdenkmal, Mittelpunkt des Ortes und Symbol der Heimat. Die Kirche habe sich entwickelt und werde nun ergänzt durch das Pfarrheim als Ort der dörflichen Begegnung.
Quelle: https://www.nwzonline.de/plus-cloppenburg-kreis/nikolausdorf-100-jahr-feier-in-nikolausdorf-papst-reliquie-als-geschenk-fuer-herz-jesu-kirche_a_51,3,120192526.html