Seligsprechung von zehn Schwestern

Ehrengäste bei Feier im Breslauer Dom

Reiner Kramer

Schwester M. Sabina ist eine von neun Schwestern, die seliggesprochen wurde.

Zehn Ordensschwestern sind nun in Breslau seliggesprochen worden. Darunter Schwester Maria Sabina. Nachfahren aus Garrel, Nikolausdorf und Petersdorf waren bei der Zeremonie dabei.

Garrel /Breslau „Beeindruckend und rührend“ – so fassen Familien aus Garrel, Nikolausdorf und Petersdorf die Feier zur Seligsprechung der deutschen Ordensschwester Paschalis Jahn und ihrer neun Gefährtinnen der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth (Graue Schwestern) in der Johanneskathedrale in Breslau zusammen. Zu den Seliggesprochenen zählt Schwester Maria Sabina, geborene Anna Thienel. Deren Großnichten und -neffen und ihre Ehepartner Heinz und Mechthild Thienel (Garrel), Alwin und Gaby Nording (Petersdorf), Josef und Regina Potthast (Petersdorf) sowie Alfons und Brigitte Timmerevers (Nikolausdorf) waren als Ehrengäste nach Breslau eingeladen. Ebenso wie die Garrelerin Magdalena („Lenchen“) van Westen, die von ihrem Sohn und der Schwiegertochter begleitet wurde.

Erinnerungen an Schwester

Die damals 36-jährige Schwester stammt aus Riegersdorf (heute Rudziczka) im Kreis Neustadt in Schlesien – der Ort, in dem auch Magdalena van Westen aufgewachsen ist, bis sie vertrieben wurde. Die 93-Jährige war 2012 über eine schlesische Zeitschrift auf den Seligsprechungsprozess aufmerksam geworden, der wenige Monate zuvor angeschoben worden war. Unter den zehn genannten Namen fand sich auch der von Schwester Sabina Thienel. An die Schwester kann sich Magdalena van Westen selbst erinnern, habe sie doch als kleines Kind das Ornat der Elisabeth-Schwester beeindruckt.

Sie setzte sich mit dem Autor in Verbindung und berichtete ihm, dass Nachfahren in Garrel und Umgebung leben würden. Und so wurden letztlich die Nachfahren Teil der Seligsprechung und des Prozesses dorthin.

Die Flucht verschlug Schwester Sabina Ende des Zweiten Weltkriegs nach Lauban. Russische Rotarmisten quartierten sich im Schwesternhaus ein. Als sich ihr ein Soldat sexuell nähern wollte, nahm sie das Kreuz in die Hand, hielt sich an einer Mitschwester fest und rief die Muttergottes an. „Sie wehrte sich mit aller Kraft und beschützte so ihre Jungfräulichkeit“, heißt es in einer Zusammenfassung des polnischen Erzbistums Breslau, das die Seligsprechung im Jahr 2011 für alle zehn Schwestern eingeleitet hatte. Am 1. März 1945 als die Schwestern sich zum Gebet niedergekniet hätten und Schwester Sabina die Muttergottes anrief, die möge ihre Jungfräulichkeit beschützen und sie als Jungfrau sterben lassen, habe sie eine Kugel durch die Tür direkt ins Herz getroffen. Deutsche Soldaten beerdigen sie auf dem katholischen Friedhof in Lauban.

Dokument auf Dachboden

Über dieses Schicksal hatte eine befreundete Schwester Jahre später einem Anwalt berichtet. Das Dokument fanden die Nachfahren des Bruders der Ordensschwester, Karl Thienel, auf dem Dachboden des elterlichen Hauses in Nikolausdorf, wo sie nach der Flucht neue Heimat gefunden hatten. Das Dokument wurde Teil der Unterlagen des Seligsprechungsprozesses. In dem Prozess, in dem es auch um die Prüfung der Lebensführung und die Untersuchung der ihr zugeschriebenen Taten ging, wurden die Nachfahren auch befragt.

Papst Franziskus hatte im Juli vergangenen Jahres der Seligsprechung zugestimmt. Die Zeremonie fand jetzt unter Vorsitz des Präfekten der Vatikanbehörde für Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal Marcello Semararo, statt. Zahlreiche Bischöfe nahmen daran teil, unter anderem Heinrich Timmerevers, aus Nikolausdorf stammender Bischof von Dresden-Meißen.

Einen zerschossenen Kelch aus dem Schwesterhaus als Zeugnis wurde in den Dom getragen, ein großformatiges Bild wurde enthüllt. Zahlreiche Gläubige verfolgten den Prozess auf Leinwänden draußen, Rosenkränze und Büchlein wurden verteilt. Die ganze Stadt habe im Zeichen der Zeremonie gestanden, berichten Heinz und Mechthild Thienel.

Papst Franziskus hatte kurz nach der Seligsprechung das Beispiel der Schwestern hervorgehoben und gebetet, dass ihr Beispiel der Treue zu Christus allen helfen möge, „mutig das Evangelium zu bezeugen“. Mechthild Thienel freut sich: „Wir haben jetzt eine Fürsprecherin.“

Quelle: https://www.nwzonline.de/plus-cloppenburg-kreis/garrel-breslau-kirche-garreler-als-ehrengaeste-im-breslauer-dom_a_51,8,805071182.html

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