Reiner Kramer
Die Herz-Jesu-Kirche in Nikolausdorf wird 100 Jahre alt. Für den Bau mussten die Nikolausdorfer einige Hürden überwinden.
Nikolausdorf Zwar wird die Herz-Jesu-Kirche in Nikolausdorf in diesem Jahr 100 Jahre alt. Die Initiative für eine eigene Kirche in der seinerzeit noch jungen Kolonie geht aber bis 1912 zurück: Damals wurde in der Schule ein Kapellenbauverein gegründet. „Man handelte aus der richtigen Einsicht, dass in dieser Sache keine Hilfe kommen würde, wenn man nicht selber das Werk in die Hand nähme“, schreibt Kaplan Sommer in der Gemeindechronik von 1972. So kam es denn auch: Schon auf der ersten Sitzung entschied der Verein, dass sich die Nikolausdorfer daran beteiligen könnten. 12 376 Mark ergab die Zeichnung – ein guter Anfang. Der Krieg machte den Plänen aber zunächst ein Ende. Pfarrer Piening war es schließlich, der die Bestrebungen nach dem Krieg wieder aufnahm. „Pastor Piening ist in kirchlicher Hinsicht somit das für Nikolausdorf geworden, was sein Vorgänger, Pastor Kock, überhaupt für die Entstehung der Kolonie gewesen ist“, schreibt Sommer, seinerzeit noch Kaplan.
Baukommission gewählt
Im Januar 1919 wurde eine Baukommission gewählt. Die wandte sich an das Bischöfliche Offizialat in Vechta mit dem Gesuch, den Bau zu genehmigen. Doch das Offizialat betonte, die Einrichtung sei zwar wünschenswert, aber wegen der Teuerung sollte das Projekt nicht in Angriff genommen werden.
Haussammlungen
Für die Nikolausdorfer kein Grund, von den Plänen abzulassen. Der Kapellenbauverein ging sogar in die Heimatgemeinden der Siedler, um für das Vorhaben zu sammeln –mit Erfolg: 64 491 Mark hatte der Verein im August 1919 beisammen. Weiteres Geld sollte eine Diözesankollekte bringen. Dafür hatte der Verein ein Gesuch ans Bistum nach Münster gerichtet, dem zugestimmt wurde. Zudem wurden Haussammlungen in Nikolausdorf und Beverbruch durchgeführt, die alleine 18 266 Mark brachten. Also begann die Baukommission schon 1919 damit, Baumaterialien einzukaufen.
Entstehen sollte die Kirche auf dem Kamp des Schulkolonats. Oberbaurat Freese aus Oldenburg lieferte zwei Baupläne, von denen der einfachere und auch günstigere gewählt wurde. Im März 1920 wurde der Bauplatz abgesteckt, und die Maurer- und Zimmerarbeiten wurden vergeben. Am 25. Mai 1920 wurde der Bau begonnen – obwohl noch keine Genehmigung der kirchlichen Behörden vorlag. Darauf hofften die Nikolausdorfer, als im Juni 1920 ein Schreiben des Offizialats einging. Baurat Heine kam zu dem Ergebnis, das der Bau nicht genehmigt werden könne, weil zu viele Baustile vereinigt seien.
Offizialat stimmt zu
Der Bau wurde trotzdem fortgesetzt, und am 23. Juni 1920 legte Pfarrer Piening den Grundstein. Nun gab das Offizialat die kirchliche Erlaubnis zur Segnung des Grundsteins. Schon im August konnten Turm und Dach errichtet werden. Am 15. August fiel die Diözesankollekte zur Hälfte Nikolausdorf/Beverbruch und zur anderen Hälfte Kellerhöhe/Hoheging zu. Rund 60 000 Mark gingen an Nikolausdorf. Am 24. August wurde die Kirche von Pfarrer Piening geweiht – „ein bedeutender Markstein der Geschichte Nikolausdorfs“, heißt es.