Mareike Wübben
Ein Bordstein kann für Menschen im Rollstuhl ein unüberwindbares Hindernis sein. Und genau die gibt es auch beim Laden von Elektroautos, kritisiert der Behindertenbeirat im Kreis Cloppenburg.
Landkreis Cloppenburg Kanten- und Bordsteine, zu hohe Kabelanschlüsse und ein zu hoch angebrachtes Display – all das sind Hindernisse, vor denen Menschen im Rollstuhl an den Ladesäulen für Elektrofahrzeuge im Landkreis Cloppenburg stehen. Und an denen sie scheitern. Das kritisiert jetzt der Beirat für Menschen mit Behinderungen im Landkreis Cloppenburg. Auf das Problem sei Franz Koddenberg (Nikolausdorf) gestoßen, erklärt Gustav Ahlers (Bösel), Schriftführer und Pressewart des Gremiums. „Es kann nicht sein, dass Menschen, die im Rollstuhl sitzen, hier nicht weiterkommen“, kritisiert Ahlers.
Umbau forcieren
Das Gremium möchte deswegen eine Prüfung für den Umbau der Ladesäulen anstreben. Denn es gebe eine DIN-Norm, mit der die Ladesäulen barrierefrei gemacht werden könnten. Wichtig dabei sei, dass sie nicht auf einem Sockel wie bisher stehen. So könnten Menschen mit Rollstuhl dann direkt an die Säule fahren und sie bedienen. „Es wurde einfach nicht darüber nachgedacht. Die Ladesäulen sollten schnell gebaut werden, und dabei hat man diesen Aspekt vergessen“, mutmaßt Ahlers.
Die Hinweise und Anmerkungen wolle der Landkreis Cloppenburg gerne aufnehmen, teilt Kreissprecher Frank Beumker auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Das Thema sei in der Abteilung Gebäude- und Liegenschaftsmanagement bekannt. Die Kreisverwaltung prüfe derzeit in Absprache mit der Stadt Cloppenburg die Vorgaben und Anforderungen an die Aufstellung von E-Ladesäulen. Dabei wurde laut Beumker festgestellt, das einzelne Säulen nicht die geforderte Norm der Barrierefreiheit erfüllen. „Der Landkreis Cloppenburg hatte für die fachgerechte Montage der E-Ladesäulen entsprechende Dienstleister beantragt. Daher werden jetzt mit diesen beauftragten Unternehmen Ortstermine durchgeführt, um eine DIN-gerechte Aufstellung zu besprechen und herbeizuführen“, teilt Beumker weiter mit. Aus Sicht der Kreisverwaltung sei es sehr bedauerlich, dass die Barrierefreiheit nicht erfüllt wird.
Bauliche Gegebenheiten
Probleme bei der Barrierefreiheit hat Koddenberg auch bei Ladesäulen des Energieversorgers EWE im Landkreis festgestellt. Die zuständige EWE Go verweist bei dem Bau der Säulen auch auf die Gegebenheiten der Parkflächen und bauliche Voraussetzungen, die berücksichtigt werden müssen. Man plane aber zukünftig, Ladeparks zu errichten, die barrierefrei gebaut sind.
Verbessert wurde nach Aussagen eines Konzernsprechers bereits die Zeit zwischen Aktivierung der Station und dem Einstecken im Auto. Diese Spanne wurde im Hinblick auf Menschen mit körperlichen Einschränkungen von 30 auf 90 Sekunden erhöht. Ob eine Station barrierefrei ist oder nicht, können Nutzerinnen und Nutzer über eine App vorher auskundschaften. Dort ist es möglich, Fotos der EWE-Go-Säulen hochzuladen. So wird ersichtlich, ob es einen abgesenkten Bordstein oder eine rollstuhlfreundliche Höhe des Displays gibt.